2022-03-25

VISION: DEGENDERING. GESCHLECHTERPOLITIK BRAUCHT NEUE PERSPEKTIVEN!



BESCHLUSS VOM 28. NOVEMBER 2010

Es muss eine Neugestaltung der Geschlechterpolitik stattfinden! Wir fordern als Vision für das Zusammenleben von Menschen die Dekonstruktion des Geschlechterbegriffs mit dem Ziel des Degendering.

Degendering umfasst die Auflösung von sozialem und biologischem Geschlecht als Kategorisierungsmerkmale und Einflussfaktor der persönlichen Chancen von Menschen. Biologisch ist das Geschlecht durch verschiedene Faktoren bestimmt (Chromosomen, Hormone, Morphologie und primäre wie sekundäre Geschlechtsmerkmale), die sich widersprechen können. Deshalb ist humanbiologisch die eindeutige Zuordnung eines jeden Menschen nicht möglich. Das soziale Geschlecht ist durch die kulturellen bzw. gesellschaftlichen äußeren Umstände bestimmt und umfasst Aussehen und Charakter eines Menschen; daraus ergeben sich Rollenvorgaben für Geschlechter aufgrund von Denkweisen. Degendering ist nötig, da das Prinzip des Gender-Mainstreaming die Kategorisierung in zwei Geschlechterbegriffe (Mann/Frau) zementiert und nicht auf die Strukturen unserer Gesellschaft eingeht.

Der Weg zum Degendering umfasst drei Aspekte: Zunächst muss eine rechtliche Gleichheit für alle Menschen – egal, welcher Geschlechterkategorie sie sich zugehörig fühlen – geschaffen werden. Dann müssen die Strukturen reflektiert werden, die Differenzen zwischen Menschen schaffen, beispielsweise geschlechterbestimmte Berufsbilder. Schließlich müssen durch politische Maßnahmen das soziale und biologische Geschlecht dekonstruiert werden. Dekonstruktion bedeutet die Auflösung des Geschlechts als Entscheidungskriterium. Mittel dazu kann nicht die Zementierung des Geschlechterdenkens durch harte Quotierung sein, sondern im Gegenteil sollte die Quotierung tendenziell aufgeweicht werden. Ziel ist, dass eine Quotierung generell überflüssig wird, weil die Gesellschaft die Geschlechterfrage nicht mehr stellen braucht!

Anstelle von Monokategorisierung muss eine Kategorienvielfalt zur Entscheidungsfindung beitragen – also weder Leistung noch das sogenannte Geschlecht allein. Die GRÜNE JUGEND Thüringen möchte deshalb eine weiche Quotierung für alle Ämter und Delegierungen durchsetzen, um Gender-Mainstreaming zu vermeiden, denn Gender Mainstreaming führt auch zur Zementierung von willkürlichen Kategorien und widerspricht in Teilen dem Ziel des Degendering.



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