Beschluss der GJ Jena zur Erinnerungskultur in Jena
Die Erinnerungskultur an Opfer und Wiederständige des Nationalsozialismus ist mit dem Aufschwung der konservativen und rechtsradikalen Parteien immer weniger in der Öffentlichkeit präsent und gerät sogar langsam in Vergessenheit. Angriffe auf Gedenkstätten nehmen zu und geschichtsrevisionistische Narrative nehmen im öffentlichen Diskurs zu.
Politisch gibt es immer mehr Ereignisse wie vor 100 Jahren, die sich zu wiederholen scheinen. Thüringen war mit eines der ersten Bundesländer, wo die rechtsextreme, antisemitische und faschistische NSDAP die Sperrminorität in einem Landtag erreicht hat. Heute ist es die rechtsextreme AfD.
Als die NSDAP an der Macht war, gab es viele bekannte Widerstandsgruppen, die gegen die Diktatur gekämpft haben. Ein Beispiel ist die „weiße Rose“, eine studentische Widerstandsgruppe. Viele einzelne Akteure sind aber fast komplett in Vergessenheit geraten. Vor allen FLINTA*-Personen kennt man kaum noch, die aufgrund von patriarchalen Strukturen nicht gewürdigt und dadurch vergessen wurden.
Eine davon ist Amalie Goell aus Jena, die mit ihrem Ehemann und anderen gegen das nationalsozialistische Regime gekämpft hat. In dieser Zeit hat sie Abende mit gemeinsamen politischen Diskussionen, dem Abhören ausländischer Nachrichtensender und der Planung von illegalen Aktionen verbracht. Auch hat sie Zwangsarbeiter bei sich versteckt, um sie zu retten. Ihre Tätigkeiten sind leider in Vergessenheit geraten. Das Einzige, was noch steht, ist ihr Haus.
Aufgrund unserer feministischen Grundsätze müssen wir uns mit antifaschistischer Geschichte und uns auch mit FLINTA*s, die Widerstand gegen den antisemitischen, rassistischen und faschistischen Staat geleistet haben oder ihm zum Opfer fielen, auseinandersetzen.
Es soll auf die Botschaften und Aktionen dieser Personen aufmerksam gemacht werden. Konkret kann dies bedeuten, dass wir uns mit Aktionen für Straßenumbenennungen einsetzen oder Informationsstände organisieren. Dabei wollen wir auch auf die Schuld von Mitläufer*innen und Vorläufern von Nationalsozialisten hinweisen, die teils bis heute nicht kritisch reflektiert werden. Ihnen wollen wir keinen Raum in der Stadt mehr überlassen.
Um aus der Geschichte lernen zu können, müssen wir die Erinnerungskultur auch in Jena stärken.
Denn es gab viele andere neben Amalie Goell.
– beschlossen von der Mitgliederversammlung der GJ Jena am 27.11.2025
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