TIERE BESSER SCHÜTZEN – AUCH IN THÜRINGEN
BESCHLUSS VOM 31. OKTOBER 2014
Auch Tiere empfinden Freude, Wohlbefinden, Schmerz und Leid. Deshalb setzen wir uns als GRÜNE JUGEND Thüringen für den Schutz der Tiere als fühlende Lebewesen, für die Erhaltung ihrer Lebensräume und für die Artenvielfalt ein.
Tierschutz ist für uns seit jeher ein zentrales Thema. Oftmals leiden wehrlose Tiere unter dem unkontrollierten Konsumverhalten des Menschen, unserem Drang nach immer mehr. Deutlich wird dies unter anderem bei miserablen Zuständen bei Tiertransporten, drangsalierten Tieren in Zirkussen und den sogenannten Pony-Karussells auf Jahrmärkten. Wir setzen uns darum als GRÜNE JUGEND Thüringen dafür ein, dass jegliches vermeidbare Tierleid verhindert wird und Tiere nicht aus wirtschaftlichem Interesse heraus ausgebeutet werden – am allerwenigsten für bloße Unterhaltungszwecke! Wir fordern konsequenten Tierschutz und eine artgerechte Tierhaltung. Verantwortungsvoller Konsum durch die Verbraucher*innen soll durch die Einführung von kontrollierten Labeln einfacher werden. Tierversuche wollen wir konsequent reduzieren und langfristig komplett ersetzen. Artgerechte Tierhaltung muss in der Landwirtschaft zur Regel werden. Tierquälerische Haltungsformen und Zustände bei Tiertransporten müssen verschwinden.
Verantwortungsvollen Konsum fördern
Unsere Konsumentscheidungen prägen die Welt. Das zeigt sich besonders bei Fleischkonsum und dem Konsum von Produkten aus Tierhaltung. Pro Kopf und Jahr essen wir Deutsche rund 60 Kilo Fleisch. Der hohe Verbrauch von Fleisch und tierischen Produkten birgt nicht nur gesundheitliche Risiken. Er erzwingt auch eine Massentierhaltung, die auf Menschen, Tiere und Umwelt keine Rücksicht mehr nimmt. Deshalb fordern wir mehr Verbraucheraufklärung zu den gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Konsums von Fleisch und Produkten aus Tierhaltung. Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen und vermehrt vegetarische und vegane Gerichte anbieten. Restaurants, Gaststätten und Mensen, die bereit sind, dauerhaft vegetarische und vegane Produkte anzubieten, sollen in einer Broschüre und auf einer Website, die sich mit dem Thema Fleischkonsum beschäftigt, erwähnt werden. Verbraucher*innen wollen wir es durch eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung erleichtern, sich für Produkte aus artgerechter Haltung zu entscheiden. Für vegetarische und vegane Produkte wollen wir ein kontrolliertes Label.
Tierversuche konsequent reduzieren
Die Grausamkeit von Tierversuchen ist eine bekannte Tatsache. Als GRÜNE JUGEND Thüringen fordern wir deshalb: Tierversuche müssen – soweit sie nicht gänzlich vermeidbar sind – auf einem absoluten Minimum gehalten werden! Um Alternativen zu finden müssen alle Anstrengungen unternommen werden. Dafür wollen wir die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen (Rückgriff auf existierende Daten, InVitro-Tests, Computersimulationen) gesetzlich fördern und ihren Einsatz verpflichtend machen. Wir fordern ein nationales Kompetenzzentrum für tierversuchsfreie Methoden. Die Ethikkommission zur Bewertung von Tierversuchen wollen wir mindestens zur Hälfte mit Vertreter*innen des Tierschutzes besetzen. Wir fordern außerdem, die Zahl der Tiere und Versuche bereits jetzt massiv zu reduzieren und die Tests zu verbessern, was das Leid der Tiere minimieren und die Ergebnisse sicherer und besser auf den Menschen übertragbarer machen kann. Strikte Kontrollen und Sanktionen sollen dies gewährleisten.
Artgerechte Tierhaltung umsetzen – Massentierhaltung abschaffen
Tierschutz und artgerechte Tierhaltung sollen in Thüringens Ställen Einzug halten. Dazu gehören auch ausreichender Weidegang und Auslauf. Wir halten die sogenannte intensive Nutztierhaltung – allgemein bekannt unter dem Schlagwort der Massentierhaltung – für nicht verantwortbar. Deshalb wollen wir die Errichtung neuer Riesenställe und Megamastanlagen verhindern. Dazu muss in einem ersten Schritt die Subventionierung dieser Massentierhaltung abgeschafft werden – ebenso ihre Privilegien im Baurecht. Allen Anlagen, die immissionsschutzrechtlich genehmigt werden müssen, wollen wir darum die Privilegierung entziehen. Die Käfighaltung von Legehennen, Kaninchen und anderen Tieren muss beendet werden. Sie darf auch nicht mehr durch deutsche Exportbürgschaften für hierzulande verbotene Käfighaltung in Drittländern gefördert werden.
Gülle aus Massentierhaltung und Gärreste aus Biogasanlagen müssen auf ihre Belastung mit gefährlichen Keimen hin untersucht werden, um, falls nötig, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Um Futtermittelimporte zu reduzieren, wollen wir auf eine Steigerung der heimischen Produktion hinwirken und die Tierhaltung stärker an die Erzeugung heimischer Futtermittel binden. Zudem muss der Import von Biomasse, und somit auch Futtermitteln, an die Einhaltung von strengen Menschenrechts-, Umwelt- und Sozialstandards gebunden werden.
Wir wollen ein neues Tierschutzgesetz. Dieses soll für artgerechte Haltungsbedingungen sorgen, eine lückenlose Transparenz der Tierarzneimittelströme schaffen und den Antibiotika-Missbrauch durch strengere Haltungs- und Behandlungsvorschriften sowie verbindliche Antibiotika-Leitlinien verhindern. Für eine bessere Umsetzung muss auch das Kontrollsystem verbessert werden.
Die Tierzucht ist auf Gesundheit und Lebensleistung auszurichten und nicht als Qualzucht auf immer mehr Milchleistung, Fleischansatz, Eier- oder Ferkelzahl ohne Rücksicht auf die physiologischen Grenzen des Lebewesens. Die Haltung von Nutztieren muss sich an den arteigenen, natürlichen Bedürfnissen einer Tierart und damit am Tierwohl orientieren. Qualzuchten und die Praxis, Tiere etwa durch das Kupieren ihrer Schnäbel oder Schwänze an nicht artgerechte Haltungssysteme anzupassen oder durch Brandzeichen zu misshandeln, müssen verboten werden. Mit Schmerzen verbundene Eingriffe wie die Ferkelkastration oder die Kälberenthornung dürfen nur mit Betäubung erfolgen oder müssen gänzlich unterbleiben. Tiertransporte innerhalb Deutschlands wollen wir auf eine Dauer von höchstens vier Stunden begrenzen und auf Schlachthöfen die Schlachtmethoden z.B. durch CO2-Betäubung verbessern. Außerdem muss in Schlachthöfen die Akkordarbeit beendet sowie das Personal besser bezahlt und qualifiziert werden. Die systematische Tötung von männlichen Küken wollen wir in allen Haltungsformen verbieten. Wir fordern verbindliche Zucht- und Haltungsvorschriften für alle Tierarten einzuführen. Die Haltung von Schweinen und Rindern auf nacktem Beton und Vollspaltenböden ohne ausreichend Liegeplätze, das Zusammenpferchen von Hühnern und Puten auf engstem Raum, Wassergeflügel ohne Zugang zu Wasser ist ein nicht akzeptierbarer Zustand!
Tierhaltung zur Unterhaltung
Auf europäischer Ebene muss der Tierschutz durch Importverbote von unter tierquälerischen Bedingungen erzeugten Produkten, Jagdtrophäen und wild gefangenen Tieren gestärkt werden. International wollen wir den Schutz bedrohter Arten im Sinne des Vorsorgeprinzips weiter voranbringen. Echtpelz ist ein Symbol für die industrielle Verarbeitung von Tieren zu Luxuszwecken. Als GRÜNE JUGEND Thüringen fordern wir eine eindeutige Kennzeichnung von Produkten aus tierischer Verarbeitung, wie zum Beispiel Leder oder Pelze.
Als GRÜNE JUGEND Thüringen fordern wir ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen auf regionaler, landes- und bundesweiter Ebene. Dazu gehören sowohl Wildtiere, die in der Wildnis gefangen wurden als auch solche, die in Gefangenschaft geboren wurden. Dazu soll eine Positivliste jener Tiere, die im Zirkus eingesetzt werden dürfen, erstellt werden.
Außerdem fordern wir eine Novelle der rechtlichen Vorgaben für die Zootierhaltung. Wir wehren uns gegen die Begründung, dass eine artgerechtere Haltung mancher Tierarten wirtschaftlich nicht machbar sei – denn über Tierschutz darf nicht nach Kassenlage entschieden werden! Wenn eine artgerechte Haltung nicht gewährleistet ist, können diese Tierarten in den entsprechenden Zoos nicht gehalten werden. Es muss nicht in jedem Zoo Elefanten, Krokodile oder Giraffen geben, wenn diese dort unter nicht artgemäßen Haltungsbedingungen leiden müssen.
Des weiteren fordern wir als GRÜNE JUGEND Thüringen ein Verbot von sogenannten Pony-Karussells auf Jahrmärkten. Das ständige Im-Kreis-Laufen führt bei den Tieren nicht nur häufig zu schmerzhaften Gelenk- und Wirbelschäden, sondern die Menschenmassen lösen in Kombination mit der hohen Lärmbelastungen bei den Tieren extremen Stress aus. Diese Karussells sind in keinster Weise mehr zeitgemäß und gehören dringend abgeschafft.
Verbandsklagerecht und Beauftragte*r für Tierschutz
Die Aufnahme des Tierschutzes als Staatsziel ins Grundgesetz war ein großer Schritt für den Tierschutz. Jetzt müssen jedoch auch Taten folgen. Damit die Rechte der Tiere besser vertreten werden können, fordern wir ein Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen und eine*n Bundesbeauftragte*n für Tierschutz. Außerdem fordern wir Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften für den Tierschutz, damit Verstöße gegen das Tierschutzgesetz effektiv verfolgt werden können.
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