2022-03-25

UMWELTSCHUTZ LOKAL



Beschluss vom 16. 10. 2016

1. Präambel

Die GRÜNE JUGEND Thüringen war, ist und bleibt ein naturnaher Verband. Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen im Klaren und wissen, dass wir selbst viel tun können, um einen positiven Effekt für das Klima und gegen die globale Erwärmung zu haben bewirken. Vor Ort können wir Richtlinien durchsetzen und Maßnahmen ergreifen, die zu einem geringeren CO2-Ausstoß führen, die Gewässer nicht belasten und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen.

Lokal wollen wir Tiere und Pflanzen schützen, Gewässer nutz- und genießbar für alle Lebewesen machen, Möglichkeiten für eine ökologische Landwirtschaft bieten, Hochwasserschutz betreiben und einen ökologisch und sozial nachhaltigen ÖPNV gestalten.
Im Folgenden haben wir unsere Kernforderungen beschlossen, um auf lokaler Ebene einen Beitrag zum Umweltschutz und zur lokalen, aber auch zur globalen, Klimagerechtigkeit zu leisten.

2. Verkehr

Der aktuelle Straßenverkehr wird oft und zurecht als massive Beeinträchtigung des Klimaschutzes bezeichnet. Die GRÜNE JUGEND Thüringen weiß aber auch um die Relevanz der Straße, insbesondere zum Anschluss des ländlichen Raums. Dies eingedacht, fordern wir daher eine Ökologisierung des notwendigen Straßenverkehrs und, wenn möglich, eine Umlagerung der Straßennutzung, beispielsweise des Gütertransports auf die Schiene.

Zur Ökologisierung des Straßenverkehrs fordern wir:

  • Den Ausbau von Alleen mit einhergehender Geschwindigkeitsbegrenzung. Dies kann sowohl die Anzahl von Verkehrsunfällen reduzieren als auch anliegende Biotope durch Einschränkung der Lärmbelästigung und der Schaffung neuer Lebensräume nachhaltig schützen
  • Den Ausbau der Strukturen für E- Busse sowie die Förderung von Car-Sharing-Modellen. Eine flächendeckende Versorgung und Vereinheitlichungvon Stromtankstellen mit ausschließlich erneuerbaren Energien für E-Autos.
  • Das Eindenken des Radverkehrs bei allen Straßenbau- und Sanierungsprojekten. Dazu gehört für uns, durchgängige Leitplanken an Straßen nur zuzulassen, wenn eine sichere Verkehrsführung für Radfahrende vorhanden ist sowie dort, wo eine sichere Radwegeführung noch nicht gegeben ist, eine stärkere Geschwindigkeitsbegrenzung einzuführen. Leitplanken sind vor allem dadurch gefährlich, dass sie den Radfahrer*innen keine Ausweichmöglichkeiten bieten.

2.1 Räder stärken, Umwelt schonen

Das Fahrrad ist eines der ökologischsten Fortbewegungsmittel, auch in seiner elektrisierten Variante. Daher will die GJ Thüringen die Strukturen weiter stärken, die einen möglichst guten Fahrradverkehr ermöglichen. Das sogenannte E-Bike wollen wir auch gerade aus inklusiver Perspektive stärken. Es kann nämlich insbesondere älteren oder auch Menschen mit vielfältigen körperlichen Bedürfnissen helfen, aktiv und ökologisch unterwegs zu sein und ihnen vor allem im ländlichen Raum einen Zugang zum Schienenverkehr ermöglichen.

Daher fordert die GJ Thüringen für den Radverkehr:

  • Die Überprüfung der Förderbarkeit von E-Bikes durch etwaige Landesmittel zur regionalen, ökologischen und inklusiven Mobilität.
  • Radwege konsequent auszubauen und Lücken im Radwegenetz zu schließen. Radwege schaffen ein großes Maß an Sicherheit für Radfahrende und können so nicht nur zur Verbesserung des Radverkehrs, sondern auch zur Zugänglichkeit des Radverkehrs beitragen.
  • Die Schaffung sicherer und kostenloser Abstellanlagen, auch für E- Bikes. Leider werden immer noch viel zu viele Fahrräder geklaut. Um dem Rad eine ernsthafte Chance gegen Auto und co. zu geben, müssen gute und sichere Abstellmöglichkeiten vorhanden sein. Gerade dann nimmt das Rad deutlich weniger Platz weg als bspw. ein Auto.
  • Die Möglichkeit der kostenlosen Mitnahme von Fahrrädern in Bus und Bahn sowie die Gleichstellung von E-Bikes mit Fahrrädern in diesem Kontext. In diesem Zusammenhang fordern wir auch den Ausbau der Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder in Fernverkehrszügen. Auch hier geht es darum, das Rad als Teil eines ganzheitlichen Verkehrskonzepts als gute Alternative darzustellen. Es gibt Strecken, die für viele nicht mit dem Fahrrad machbar sind, insbesondere, wenn sie täglich gefahren werden müssen. Daher fordern wir die Möglichkeit, Räder kostenlos mitzunehmen, dies passt auch in das Konzept des ticketlosen ÖPNV.
  • Die Verbesserung der Wartung von Radwegen. Hierzu fordern wir die Prüfung der Möglichkeit einer Radwegemeisterei analog zur Autobahnmeisterei. Auch die Idee eines Scherbentelefons kann hier geprüft werden. Ziel einer solchen Stelle muss sein, dass Fahrradfahrer*innen Unregelmäßigkeiten schnell melden können und die Fahrradanlagen schnell bearbeitet werden.
  • So wichtig und förderungswürdig Fahrradwege auch sind, die Natur hat Vorrang, so dass von einer Flächenversiegelung von sensiblen Naturvorkommen, wie Flussauen etc. abgesehen werden sollte. Alternativen des Radverkehrs, in Form von Brücken oder gewissen Umwegen, sollten demnach geprüft werden.

2.2 ÖPNV

Ein gut funktionierender Öffentlicher Personennahverkehr kann Individualverkehr weitgehend ersetzen. Mit bereits dargelegten Ergänzungen von Rad und Elektromobilität kann so eine Verkehrsstruktur geschaffen werden, die nachhaltig, ökologisch und auch sozial ist und somit einen wichtigen Beitrag zu einer fortschrittlichen und nachhaltig lebenden Gesellschaft leisten kann.

Für den Öffentlichen Personennahverkehr fordert die GRÜNE JUGEND Thüringen
daher:

  • Die Schaffung eines landesweit einheitlichen Tarifsystems für den ÖPNV und langfristig die Einführung eines ticketlosen Nahverkehrs. Dazu schlagen wir einen solidarischen Mobilitätsbeitrag vor, der von allen Bürger*innen des Landes Thüringen monatlich gezahlt wird und zum Großteil zur Finanzierung eines
    ticketlosen Nahverkehrs genutzt wird.
  • Die (Wieder-)Erschließung des ländlichen Raums durch Zugverkehr sowie eine sinnvolle Ergänzung durch Busangebote.
  • Rufbusse, Anrufsammeltaxis und Bürger*innenbusse sollen im ländlichen Raum den unmittelbaren Personenverkehr von Haustür zum nächsten Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abdecken.
  • Die Optimierung des integralen Taktfahrplans, das heißt Bus- und Bahnfahrtzeiten werden aufeinander abgestimmt um lange Wartezeiten zu verhindern und Reisezeiten zu verkürzen. Dazu gehört auch die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen zwischen den verschiedenen anbietenden Betrieben. Eine Abstimmung und das Warten von Anschlussverbindungen bei Verspätungen ist für ein funktionierendes
    ÖPNV-System unerlässlich.
  • Die Anbindung von Ost-, Süd- und Nord-Thüringen an den Fernverkehr der Deutschen Bahn auf- und ausbauen. Insbesondere Fernverbindungen sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sie sind auch ein wichtiger ökologischer Faktor, da sie auf Dauer Autoverkehr auch auf lange Strecken ohne Zeitverlust ersetzen können. Dies kann auch ein gut getakteter Regionalverkehr nicht leisten.
  • Den Ausbau von Bus- und Bahnhaltestellen zur Barrierefreiheit.

3. Städte begrünen

Immer mehr Menschen leben in Städten. Damit wächst die Aufgabe, Bevölkerung und Natur ins Stadtbild unterzubringen und einen gesunden Ausgleich zu schaffen. Die GJ Thüringen setzt sich dafür ein, natürliche Lebensräume zu erhalten und mittel- und langfristig neue zu schaffen. Dies tut nicht nur der städtischen Bevölkerung, sondern auch Tieren und Pflanzen gut.

Deshalb fordern wir:

  • Die Erhaltung von natürlichen Lebensräumen in den Städten muss hohes Ziel sein. Damit sind nicht nur Parkanlagen gemeint. Auch das Fällen von Bäumen und Zerstören kleinster Grünflächen nimmt Pflanzen und Tieren Lebensraum. Wir fordern daher die Kommunalplaner*innen auf, noch stärker auf natürliche Lebensräume zu achten und ihnen einen hohen Stellenwert zuzuschreiben.
  • Die Pflege von Grünanlagen muss verbessert werden. Grünflächen in Städten sind für viele Menschen Erholungsort, insbesondere im Sommer. Dabei hinterlassen sie oft viel Verpackungsmüll. Neben einem Umdenken in der Gesellschaft brauchen wir hier vor allem auch aktive Kommunaldienste, die konsequent reinigen, das Entsorgungsangebot vergrößern und konsequentere Durchsetzung von Sanktionen.
  • Die Etablierung von neuen Grünflächen, insbesondere an Orten, die zur Bebauung nicht geeignet sind. Grünflächen sind Lebensräume. Wir wollen neue Lebensräume schaffen und das Zusammenwirken von städtischer Bevölkerung, Tieren und Pflanzen ausweiten. Hierbei sollten auch innovative Begrünungsideen gefördert werden.

4. Bodenschutz

Erfolgreicher Umweltschutz geht nur mit Böden! Böden sind eine wichtige Ressource – im Kampf gegen den Klimawandel, für eine artenreiche Landschaft und eine ertragreiche Landwirtschaft. Der Boden wird jedoch auch in Thüringen und Deutschland immer weiter unwiderruflich zerstört. Das ist gerade unter der Hinsicht, dass Jahrtausende vergehen bis eine fruchtbare Bodenschicht entstanden ist, höchst besorgniserregend.

4.1 Bodenversiegelung

Ein großes Problem stellt dabei die Versiegelung des Bodens dar. 2006 waren 5% der Landmasse Deutschlands mit künstlichen Oberflächen verschiedener Art bedeckt und täglich werden weitere 77 Hektar des Landes als Verkehrs- und Siedlungsflächen ausgewiesen. Das Ausmaß der Bodenversiegelung in Thüringen ist allerdings nur schwer zu bestimmen, da das statistische Landesamt laut dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zwar die Siedlungs- und Verkehrsfläche erhebt, nicht aber die versiegelte Fläche. Klar ist, dass jede versiegelte Fläche unwiderruflich Boden zerstört.

Als GRÜNE JUGEND Thüringen fordern wir deshalb:

  • Die jährliche Fläche, die durch Baumaßnahmen versiegelt wird auf ein absolutes Minimum zu beschränken.
  • Den Nettoflächenverbrauch auf null zu senken, d.h. für jede neu versiegelte Fläche die Renaturierung einer anderen Fläche gleicher Größe.
  • Ein Thüringer Gesetz, das die Bebauung unberührter Flächen nur noch in begründeten Ausnahmefällen erlaubt.
  • Einen konkreten Maßnahmenplan der Landesregierung, der die Umsetzung dieser Ziele bis 2025 sicherstellt.
  • Eine jährliche statistische Erhebung zu versiegeltem Boden, um überhaupt eine umfassende Informationsgrundlage zu schaffen.

4.2 Landwirtschaftliche Bodennutzung

Die Mikroorganismen im Oberboden sind für die Fruchtbarkeit des Bodens von enormer Bedeutung. Konventioneller Dünger übergeht die Bedürfnisse der Organismen jedoch und diese verhungern, wenn der Boden aufgrund der Düngung nur noch wenig organisches Material enthält, das sie abbauen und verwerten können. Die Folge sind Nutzpflanzen, die deutlich anfälliger gegen Schädlingsbefall sind, und eine schwindende Bodenfruchtbarkeit. Ökologischer Landbau stärkt dagegen die Bodenorganismen und kann so die Bodenfruchtbarkeit langfristig und nachhaltig verbessern.

Deshalb fordert die GRÜNE JUGEND Thüringen:

  • Die Thüringer Landesregierung auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Ziel zu erreichen, bis 2020 mindestens 10% der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch zu bewirtschaften. Es ist fatal, dass von 2014 auf 2015 der Anteil dieser Flächen sogar sank — um 10% auf 4,2%. Hier muss dringend ein Umsteuern stattfinden.
  • Die Erarbeitung eines überzeugenden Konzepts, auf welche Weise konventionelle Betriebe bei der Transformation hin zu einer ökologischen Arbeitsweise und Neugründungen von ökologisch wirtschaftenden Betrieben unterstützt werden können.
  • Eine Erhöhung der ökologisch bewirtschafteten Anbaufläche in Thüringen auf 20% bis 2030.

4.3 Bodenerosion

Die Bodenerosion durch Wasser nach Starkregen stellt in Thüringen ein ernstzunehmendes Problem dar. Nicht nur geht fruchtbarer Boden verloren, sondern das abgeschwemmte Material verursacht oft Folgeschäden auf Verkehrswegen und in Siedlungsbereichen.

Um dies zu vermeiden fordert die GRÜNE JUGEND Thüringen:

  • Die Entwicklung eines Anreizsystems, das Landwirt*innen dazu bewegt, auf ihren Feldern eine vielfältige Fruchtfolge zu betreiben, wodurch eine Erhöhung des Humusgehaltes herbeigeführt werden kann. Eine sinnvoll gestaltete Fruchtfolge vermindert auch den Befall durch Pflanzenkrankheiten sowie einigen tierischen Schädlingen. Fruchtfolgen tragen somit dazu bei, fruchtbaren Boden aufzubauen und ermöglichen den Verzicht, zumindest jedoch einen geringeren Einsatz von Pestiziden.
  • Auch ganzjähriger Bewuchs soll belohnt werden, denn dieser schützt die Oberfläche vor Verschlämmung und Erosion und sorgt für eine stärkere Durchwurzelung. Dies wiederum ernährt die Lebewesen im Boden besser und stärkt dessen physische Struktur. Ausgelaugte, verdichtete Böden gleichen starke Niederschläge und Trockenperioden weniger aus als gesunde, die bis zum Vierfachen ihres Eigengewichtes an Wasser speichern – beugen somit auch Überschwemmungen vor.

5. Biodiversität & Artenschutz

Biodiversität bezeichnet die gesamte Vielfalt des Lebens. Nicht nur Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen gehören dazu, sondern auch die für Thüringen typische Vielfalt an natürlichen Lebensräumen, Natur- und Kulturlandschaften oder speziell in Thüringen gezüchtete Tierarten. Für uns ist dabei klar, dass die Biodiversität Thüringens und der gesamten Welt einen Eigenwert hat, welcher sich nicht anhand von Geld, Nutzen oder Ästhetik
bemessen lässt. Eine einmal ausgestorbene Tier- oder Pfalnzenart verschwindet für immer von unserer Welt und hinterlässt eine Lücke im Ökosystem. Bei all den Vorteilen die auch für Menschen durch biologische Vielfalt existieren, steht für uns deswegen der Eigenwert von Biodiversität im Mittelpunkt.

In Thüringen kommen über zwei Drittel der in Deutschland lebenden Pflanzen- und Tierarten vor. Doch diese biologische Vielfalt ist auch hier ständig bedroht und erfährt immer mehr Einschränkungen.

5.1 Nutztiere und –pflanzen

Davon sind besonders auch regionale Nutztiere und – pflanzen bedroht. Durch die Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion entstand und entsteht eine immer stärkere Vereinheitlichung der Nutztier und -pflanzenarten. So sind in den letzten 100 Jahren (Stand 2013) ¾ der weltweiten Nutzpflanzen verloren gegangen.
Seit Generationen haben Thüringer Landwirt*innen Kulturarten und –sorten durch Selektion entwickelt. Damit bestehen in Thüringen zahlreiche einzigartige Arten und Sorten, die regionale Kombinationen von Eigenschaften besitzen und damit Teil Thüringer Kulturgeschichte sind. Neben Tierarten wie dem Rhönschaf ist auch die Erhaltung seltener und nur hier gezüchteter Kulturpflanzensorten, z. B. Obstsorten wie die „Nordhäuser Winterforelle“ (Birne) sowie verschiedene Gemüse- und Zierpflanzensorten gefährdet.

Die GRÜNE JUGEND Thüringen fordert deshalb

  • eine Strategie der Landesregierung, wie die Biodiversität Thüringens erhalten bleiben und der verstärkte Einsatz von regionalen Nutztieren – und pflanzen gefördert werden kann

5.2 Lebensräume erhalten

Der fortschreitende Verlust von biologischer Vielfalt in Thüringen geht natürlich weit über Nutzpflanzen hinaus. Mit Stand 2001 (Rote Listen Thüringens) waren ungefähr 45 % aller untersuchten Arten gefährdet, ebenso wie 80 % aller untersuchten Biotoptypen (Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten nicht mit einbezogen). In Thüringen sind derzeit außerdem mehrere Lebensräume und ganze Lebensraumkomplexe fast vollständig verschwunden. Dazu zählen Flussauen und Verlandungszonen an stehenden Gewässern, Moore, trockene Heiden, Gipskarst-Lebensräume, Nieder- und Mittelwald und die typischen Lebensgemeinschaften extensiven Ackerlands und historischer Ackerterrassen.

Die GJ Thüringen fordert deshalb außerdem:

  • Die Erhaltung der Lebensraum- und Landschaftsvielfalt sowie die (Wieder-) Vernetzung von Lebensräumen, z.B. durch Grünbrücken und Naturkorridore. Nur so können Arten bestehen bleiben und sich klimatischen Veränderungen anpassen
  • Initiativen der Thüringer Landesregierung die das Bewusstsein für den Wert von Biodiversität und den bestehenden Problemen fördern

Weiterhin lässt sich sagen, dass Biodiversität durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Weitere wichtige Punkte für die Erhaltung biologischer Vielfalt sind in anderen Kapiteln dieses Antrages enthalten.

6. Wasser und Gewässer

Wasser und Gewässer sind ein vielfältiger Aspekt des täglichen Lebens. So trinken wir das Wasser aus der Leitung, Tiere und Pflanzen nutzen dieses Wasser ebenso, gleichzeitig wird es aber auch von der Landwirtschaft und von Firmen zur Herstellung von Produkten genutzt und vom Tourismus bspw. für Wassersport. Die GJ Thüringen ist sich all dieser Facetten bewusst und fordert, obiges eingedacht, einen ökologischen Ansatz beim Schutz und der Nutzung von Wasser.

6.1 Wasserschutz

Die GRÜNE JUGEND Thüringen will Grundwasser und Oberflächenwasser konsequent schützen. Beide Arten von Wasser stellen einen elementaren Teil des Kreislaufs dar. Oft wird dieses Wasser allerdings verunreinigt. Dem muss vorgebeugt werden und für den Fall, dass Vorbeugung nicht mehr möglich ist, muss nachhaltig gereinigt und zur Rechenschaft gezogen werden.

Daher fordert die GJ Thüringen:

  • Den Ausbau von Wasserschutzgebieten, die bestimmte oder jegliche Einwirkungen auf das Gewässer verbieten. Dabei sind Wasserschutzgebiete nicht mit Naturschutzgebieten gleichzusetzen. Wasserschutzgebiete sind ein wichtiger Bestandteil des Systems zum Schutz von Tieren und Pflanzen und können insbesondere dort installiert werden, wo bedrohte oder seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind.
  • Die Verbesserung von Grund- und Oberflächenwasserqualität. Um Grund- und Oberflächenwasser für alle Lebewesen nutzbar zu machen, müssen sie sauber sein. Hier sehen wir insbesondere die Kommunen und das Land in der Verpflichtung, mehr zum Schutz und zur Reinigung der Gewässer zu tun. Neben einer Erhöhung der Müllentsorgungsmöglichkeiten muss hier angemahnt werden, dass es Aufgabe der
    Kommunen ist, insbesondere Oberflächengewässer sauber und müllfrei zu halten.
  • Landwirtschaftliche Betriebe stärker zu regulieren und zu sanktionieren. Landwirtschaftliche Betriebe sind einer der Hauptgründe für Wasserverschmutzung, insbesondere durch zu hohen Giftstoffeinsatz gelangen viele dieser Giftstoffe ins Grund- und Oberflächenwasser. Dabei soll es landwirtschaftlichen Betrieben, die in Ufernähe zu Oberflächengewässern Landwirtschaft betreiben, schwerer möglich sein, Düngemittel einzusetzen, da diese einer der Hauptgründe für die Überdüngung der Oberflächengewässer sind. Auch Betriebe, die sogenannte Massentierhaltung in der Nähe von Gewässern betreiben, sollen genauer kontrolliert werden. Wir können es uns nicht leisten, dass schädliche Abfälle aus der Massentierhaltung in die Oberflächengewässer gelangen.
  • Auch andere Unternehmen, die Wasser nutzen oder Wasser verschmutzen könnten müssen genau überprüft werden. Im Sinne der Vorbeugung ist es dabei wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen und insbesondere bei giftstoffreichen sowie wasserschädigenden Produktionsvorgängen im Voraus Prüfungen durchzuführen. Auch
    fordern wir hier einen erhöhten Überprüfungszyklus, da dies möglichen langfristigen Schäden vorbeugen kann.
  • Gerade auch im Bereich des Gewässerschutzes fordern wir ein Verbot von Fracking, da dies das Grundwasser massiv belasten kann und im schlimmsten Fall auf Jahre kontaminieren kann. Auch Geothermieanlagen und CO2-Speicherung im Boden müssen genau auf die Verträglichkeit mit einem sauberen Grundwasser
    geprüft werden, insbesondere bevor sie angewendet werden.
  • Nach wie vor finden sich auch in Thüringen noch durch DDR-Altlasten belastete Gewässer. Hier fordern wir die schnellstmögliche Prüfung und Umsetzung von Lösungen, die dazu beitragen können, dass sich diese Biotope wieder erholen.
  • Auch ein funktionierender Hochwasserschutz ist in Thüringen mehr als notwendig, wie beispielsweise das Hochwasser 2013 gezeigt hat. Hier sind dringend Maßnahmen zu treffen, die zum einen mehr Schutz für betroffene Regionen garantieren. Gleichzeitig ist aber auch die Versiegelung und Verdichtung von Landflächen und die Verringerung von natürlichen Überschwemmungsflächen und deren Schadenswirkung z. B. wegen der Bebauung in Überschwemmungsgebieten zu verhindern. (s.o.)

6.2 Wassernutzung

Wasser wird von uns allen genutzt. Sowohl Privatpersonen, Haushalte, Konzerne und öffentliche Einrichtungen nutzen Wasser zur Versorgung und zur Produktion. Dabei ist, wie im ersten Bereich gezeigt, die Wasserqualität, insbesondere des Grundwassers von entscheidender Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist die
Wasserversorgung auch ein wesentlicher Teil der sozialen Gerechtigkeitsfrage. So muss insbesondere die kommunale Wasserversorgung von Privathaushalten in öffentlicher Hand bleiben. Unternehmen, die selbst Grundwasser oder Oberflächenwasser zu ihrer Nutzung entnehmen und insbesondere Flüssigkeiten den
Gewässern wieder zufügen, müssen einen Beitrag dazu leisten, dass die Gewässerqualität gesteigert, oder zumindest gehalten wird.

Deshalb fordert die GJ Thüringen:

  • Die Einführung einer Gebühr für die Grundwasserentnahme für kommerzielle Zwecke. Thüringen ist eines von drei Ländern, dass keine Gebühren für die Grundwasserentnahme erhebt. Im Bereich der Haushaltsversorgung ist dies aus sozialen Aspekten auch absolut richtig, da diese Mehrkosten auf die Verbraucher*innen umgeleitet würden, allerdings ist eine Gebühr für die kommerzielle Nutzung von Wasserressourcen nicht nur vertretbar, sondern auch nachhaltig und gerecht. Aus ökologischer Sicht kann dies zu einer Reduzierung des Wasserverbrauchs durch Konzerne führen und es besteht die Möglichkeit, die entstandenen Einnahmen für den Gewässerschutz einzusetzen.
  • Die Förderung von Leitungswasser gegenüber abgepacktem Wasser. Abgepacktes Wasser erzeugt vor allem Müll, auch wenn die Flaschen wieder verwendbar sind, wird durch die Produktion von Wasserflaschen deutlich mehr Müll produziert als bei Leitungswasser. Zur Förderung von Leitungswasser gehört zum einen die
    Modernisierung der Leitungen, sofern nötig. Zum anderen heißt dies, dass Alternativmodelle, wie bspw. Sprudel-Automaten, die kohlensäurehaltiges Mineralwasser in der Flasche überflüssig machen, stärker gefördert und sichtbar gemacht werden. Auch hier können die Behörden mit gutem Beispiel vorangehen.

7. Wälder

Wälder sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer lokalen Natur, sie sind außerdem auch ein wesentlicher CO2-Speicher. In diesem Zusammenhang sehen wir Wälder als natürlichen Lebensraum für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten und deren Erhaltung als wesentlichen Bestandteil des globalen Klimaschutzes.

Daher fordert die GJ Thüringen in Bezug auf Wälder:

  • Die Überprüfung der Bewirtschaftung von Wäldern. Die GJ Thüringen fordert eine strenge Prüfung der Einhaltung der Bewirtschaftungsrichtlinien von privaten Wäldern und die Überarbeitung dieser Richtlinien. Der Thüringer Koalitionsvertrag sieht vor, den ökonomischen Wert des landeseigenen Waldes zu
    steigern. Dies kritisiert die GJ Thüringen ausdrücklich und fordert hier ein klares Umdenken der Landesregierung hin zu Kriterien der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.
  • Ausbau der Urwaldflächen: Die GJ Thüringen fordert die Prüfung und den Ausbau der Urwaldflächen in Thüringen. Urwald verstehen wir als nicht von Menschen genutztes Waldgebiet. Hier orientieren wir uns am Nationalpark Hainich, der mit ca. 5000 Hektar die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands aufweist. Solche Waldgebiete können zur ungestörten Entwicklung der Natur beitragen und als Lebensraum für besonders menschenscheue Tierarten dienen. Der Koalitionsvertrag sieht vor, bis 2020 5% (ca.26000 Hektar) zu Urwaldfläche zu machen. Die GJ Thüringen fordert, darüber hinaus gehende Ziele zu entwickeln, da 5% Urwaldfläche noch zu wenig sind.
  • Keine Übereignung der landeseigenen Waldflächen und gegebenenfalls Rückkauf von Waldflächen. Der Thüringer Koalitionsvertrag sieht vor, dass keine Landeswälder privatisiert werden sollen. Dies begrüßt die GJ Thüringen ausdrücklich. Darüber hinaus fordern wir auch neben der strengen Prüfung der Einhaltung der Bewirtschaftungsrichtlinien von privaten Wäldern die Prüfung des Rückkaufs von privaten Waldflächen durch das Land, insbesondere in Fällen, in denen die Waldfläche wenig zur ökologischen Vielfalt beiträgt.
  • Förderung von Stadtwald. Insbesondere in Städten können auch schon kleine Waldflächen eine große Bereicherung für die dort lebenden Menschen und die Umwelt sein. Stadtwälder können die städtischen Abgase deutlich besser auffangen. Außerdem sind Stadtwälder deutlich leichter zu bewirtschaften und deutlich kostengünstiger als flächenmäßig vergleichbare Parks.

8. Klimaschutz in Thüringen

Erfolgreicher Umwelt- und Artenschutz kann nur gelingen, wenn die Erwärmung des Klimas nicht weiter voranschreitet. Auch Thüringen muss hier seinen Beitrag leisten.

Konkret fordert die GRÜNE JUGEND ein Thüringer Klimaschutzgesetz mit folgenden Eckpunkten:

  • Eine Verringerung des Thüringer Treibhausgasaustoßes um 90% bis 2040. Es ist wichtig, dieses Ziel nicht zu weit in die Zukunft zu verschieben, denn im Kampf um die Erderwärmung darf nicht mehr länger Zeit verloren werden.
  • Als Richtwert soll das Jahr 1995 gelten. Auch wenn der Emissionsaustoß durch die Deindustrialisierung schon stark reduziert wurde, reduziert das nicht die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen.
  • Außerdem soll in Zusammenarbeit mit den Kommunen und für diese und die Landesverwaltung verpflichtend eine Strategie erarbeitet werden, auf welche Weise die öffentliche Verwaltung bis 2030 energieautark und klimaneutral sein kann.


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